Historisches Über die Flachs-und Leinenverarbeitung in Wünnenberg im 19. Jh

1. Aus der Stadtchronik von 1800 – 1903 von Herbert Heerde

  • Seite 22

Jahr 1818 – Endlich wieder eine Schule

Unter ihrer Majestät Friedrich Wilhelm III Regierung gehört Wünnenberg zu der Provinz Paderborn Regierungsbezirk Minden, zu dem Landräthlichen Kreise Büren unter dem Vorsitze des Landrathes Herrn von Hartmann. Sie gehört als Cantons- Stadt unter dem Verwaltungsbezirk des Cantonsbeamten Gockel, hat einen Bürgermeister Namens Franz Laufkötter, Pfarrer Ludwig Massen, Kaplan Kloppenburg, Schullehrer Joseph Grühe. Es ist eine Kirche darin, erbaut im Jahre 1678 von Weiland Ihre hochfürstlichen Gnaden Ferdinand von Fürstenberg.

Es ist eine Schule da, katholischer Konfession.Die Seelenzahl beträgt 930, die Häuserzahl 169.

Der hauptsächliche Nahrungszweig ist der Ackerbau und die Spinnerey

 

  • Seite 49

Jahr 1837 – Die königliche Spinnschule kommt

In diesem Jahr wurde in hiesiger Stadt eine königliche Spinnschule errichtet. An dem Unterricht nehmen 23 Kinder aus der 1. Klasse der Elementar Schule täglich 2x unter Anleitung eines aus Schildesche im Bielefeldischen geschickten Spinnlehrers Philipp Upmeier theil.

Die Gerätschaften, als Räder u.s.w sind auf Staatskosten geliefert worden. Ebenso wird das Gehalt des Spinnlehrers vom Staate gezahlt. Das Local, Heitzung und Licht , besorgt die Stadt.

Ein kleiner Hinweis, dass auch Flachs angebaut wurde, der aber nur mäßig geriet.

 

  • Seite 50

Jahr 1838 – Ankauf von Schaftriften

Es deutet darauf hin, dass die Spinnerey eher auf Wollspinnerei ausgerichtet war.

Der Unterricht in der Spinnschule wird durch die heimische Spinnlehrerin namens Gertrud Steins fortgesetzt

 

 

Aus: Statistische Darstellung der gewerblichen Wirtschaft Westfalens um 1800–Stefanie Reker

  • Seite 97

Außer der Weberei gab es in einigen Gegenden Paderborns auch eine als Gewerbe betriebene Spinnerei. An 1. Stelle sind die kantone Wünnenberg und Lippspringe zu nennen. In Wünnenberg wurde die „Kleinspinnerei“ lebhaft betrieben. Der Flachs wurde von Geseke und aus der Gegend von Bielefeld und Herford angekauft. „Der Garnhandel wird von hiesigen Krämern für eigene Rechnung betrieben, das Garn kauften Garnhändler auf, welche damit für eigene Rechnung handelten“.

 

  • Seite 100/101

allgemeine Informationen des Tuchmachens im Paderborner Land

 

 

Aus: Heimatbuch der Stadt Wünnenberg

  • Seite 553

 

Näh- und Spinnunterricht

Der wert einer soliden Ausbildung der künftigen Hausfrauen im Anfertigen und Ausbessern von Kleidungsstücken und anderen häuslichen Textilien war unumstritten. Daher gehörte die Unterweisung der Mädchen und teilweise auch der jungen in dieser Kunst seit eh und je zur gewöhnlichen Erziehung. Die Unterweisung in Handarbeit geschah im Elternhaus, in der Schule und auch in eigens dafür eingerichteten Schulen wie die Spinnschule.

Um 1800 waren in allen Schulen etliche Kinder anzutreffen, die Stricken oder Spinnen konnten, in Wünnenberg spannen fast alle Mädchen und auch einige Jungen sehr fein.

 

 

  • Seite 370/71

Nutzung des Ackerlandes – Hinweis auf Flachsanbau 6,09 ha

Flachsanbau fand nur in vergleichsweise geringem Umfang statt. Es wurde im Wünnenberger Gebiet in der Regel nur für den eigenen Bedarf der Familie angebaut.

Eine Ausnahme scheint Bleiwäsche gewesen zu sein, denn 1847 hieß es: der nach hiesiger Sitte zubereitete Flachs wurde von den Waldeckern sehr gesucht , und zahlten dieselben für 5 Pfund einen Thaler. Der Erlös aus dem verkauften Flachse mag an tausend Thaler betragen haben.

Der Flachs wurde sonst im Haushalt der Bauern verarbeitet. Dort wurde das fertige Produkt auch genutzt. Der Weg vom Flachs zum Leinentuch umfasste viele Schritte und war sehr arbeitsaufwändig. Eine in Leiberg entstandene Leinentischdecke ist im Kreismuseum Wewelsburg ausgestellt. Mit dem Aufkommen der billigen Fabriktextilien endeten der bäuerliche Flachsanbau und häusliche Leinenweberei .

  • Seite 311

wird nocheinmal auf die desolate Schulsituation hingewiesen und über die königliche Spinnschule. Die Stadtchronik weist darauf hin, dass 1843 23 Kinder 1,024 Stück Garn gesponnen hatten.

 

  • Seite 461

Bei weitem nicht so umfangreich wie in anderen Teilen des Hochstifts war die Leinenproduktion im Wünnenberger Raum, aber auch hier klapperten im vergangenen Jahrhundert einige Webstühle, 1810 wurden im Kanton Wünnenberg 6 Webstühle gemeldet, die alle von Webemeistern oder -Gesellen betrieben wurden. Auf diesen 6 Stühlen wurden jährlich 2,250 Stück Leinen gewebt. Daraus ist zu schließen, dass die Weber ganzjährig und hauptberuflich tätig waren, denn dieser Vergleich verdeutlicht es – im Kanton Boke lieferten 321 Stühle nur 2000 Stück.

In Wünnenberg lebten 4 Leinenkaufleute:

 

Salomon Aronstein, Ferdinand Stich, Johannes Bernhard Grote und Cornelius Bartels. Gegen die aufkommenden maschinellen Webstühle der großen Fabriken hatten die Wünnenberger Weber jedoch keine Chance. Auch dieses Gewerbe starb aus.